Lässt sich der Erfolg des Elterngeldes in Deutschland an der Geburtenrate ablesen? Nein, denn der Grund für die niedrige Geburtenrate ist hauptsächlich die schwierige Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das Elterngeld kann sicherlich dazu beitragen, diese Vereinbarkeit zu erleichtern. Doch ohne ausreichend ganztägliche Betreuungseinrichtungen für Kinder kann das Elterngeld nicht vollständig greifen.
Deutschland liegt mit seiner aktuellen Geburtenrate (durchschnittlich 1,4 Kindern pro Frau) derzeit weit unter seinem Nachbarn Frankreich (2,1). Und das, obwohl in Frankreich wesentlich mehr Mütter ganztags arbeiten gehen als in Deutschland. In Frankreich lassen sich Familie und Beruf eben besser miteinander vereinbaren als in Deutschland. Das liegt unter anderem am französischen flächendeckenden Betreuungsangebot für Kleinkinder und seinem System der Ganztagsschulen. Doch Frankreich fördert auch in anderen Politikbereichen gezielt die Vollzeit-Erwerbstätigkeit von Müttern, zum Beispiel in der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik (c.f. Luci-Greulich, 2011).
Um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verstärkt zu fördern, hat Deutschland im Jahr 2007 das Elterngeld eingeführt. Primäres Ziel des Elterngeldes ist es, die Erwerbstätigkeit von Frauen sowohl vor als auch nach der Geburt eines Kindes zu fördern. So gewährt das Elterngeld für Eltern, die die vor der Geburt erwerbstätig waren, eine Substituierung des Nettoeinkommens in Höhe von 67 Prozent. Diese relativ gut finanzierte „Babypause“ wird aber nur für 12 Monate gewährt, um zu verhindern, dass Eltern den Anschluss an den Arbeitsmarkt für zu lange Zeit verlieren. Der Haken an der Sache: Vielen Eltern gelingt es nicht, nach den 12 Monaten wieder vollzeitig berufstätig zu werden, da es nach wie vor in Deutschland an Ganztagesbetreuungseinrichtungen fehlt. Insofern mangelt es in Deutschland an einem stimmigen Gesamtkonzept zur Vereinbarung von Familie und Beruf. Das Ehegattensplitting, das Paare mit großen Einkommensunterschieden steuerlich stark entlastet, trägt ebenso dazu bei, das viele Mütter sich gegen eine Vollzeiterwerbstätigkeit entscheiden. Diese Entscheidung wird zudem noch durch das relativ großzügige Kindergeld erleichtert. Um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wirklich kohärent zu fördern, wäre es angebracht, in Deutschland weniger Augenmerk auf Kindergeld und Ehegattensplitting zu legen, und stattdessen größere Summen in Ganztagsbetreuungseinrichtungen für Kinder jeden Alters zu investieren. Nur so kann das neue Elterngeld auch wirklich greifen.
Prof. Börsch-Supan, Direktor der Abteilung Econmics of Ageing des Max-Planck Instituts in München, bestätigt in einem Interview mit der FAZ vom 09.07.2012 die Einschätzung, dass das Elterngeld nur in Kombination mit Betreuungseinrichtungen zum wirklichen Erfolg werden kann. Der Erfolg des Elterngeldes muss demnach nicht nur an den Geburtenraten, sondern auch an der Erwerbstätigkeit von Müttern gemessen werden:
FAZ: Herr Börsch-Supan, das Elterngeld verliert an Beliebtheit. In Deutschland kommen weniger Kinder zur Welt, und der CDU-Fraktionsvorsitzende Volker Kauder fordert, eine Abschaffung zu erwägen.
B.S.: Die Geburtenzahl sagt überhaupt nichts darüber, wie erfolgreich das Elterngeld ist. Denn: Wenn es weniger Menschen im gebärfähigen Alter gibt, gibt es natürlich auch weniger Kinder. Es gäbe erst dann Grund zur Annahme, das Elterngeld wirke nicht, wenn die Geburtenrate zurückginge, also die Zahl der Geburten je Frau.
FAZ: Und – geht sie zurück?
B.S.: Eben nicht! Sie ist seit langem konstant. Das ist eine ganz erstaunliche Tatsache, die sich aber in der Berichterstattung nur selten wiederfindet. Ab 1964 ist die Geburtenrate massiv zurückgegangen, doch schon in den siebziger Jahren hat sie sich wieder stabilisiert. Seitdem ist sie niedrig, aber konstant – und ganz unabhängig davon, wer gerade im Familienministerium saß oder sitzt.
FAZ: Also gibt es gar keinen Anlass zur akuten Unruhe?
B.S.: Jetzt plötzlich Alarm zu blasen, ist Unsinn. Das wäre nur gerechtfertigt, wenn die sänke. Das tut sie aber nicht.
FAZ: Aber auch wenn die Geburtenrate gleich bleibt, heißt das doch, dass das Elterngeld nicht wirkt.
B.S.: Wir können doch noch gar nicht wissen, ob das Elterngeld wirkt oder nicht. Denn es wird erst seit fünf Jahren ausgezahlt. Dabei fällt die Entscheidung übers Kinderkriegen sehr langsam – wie alle demographischen Änderungen. Mein persönlicher Eindruck ist, dass das Elterngeld das Denken über Kinder verändert hat. Aber harte Zahlen dazu gibt es schlicht nicht.
FAZ: Wann wissen wir es denn dann genauer?
B.S. Man muss mindestens in Zehnjahresabschnitten denken. Vergessen Sie nicht, dass noch ein Faktor dazukommt: Frauen bekommen ihr erstes Kind immer später im Leben. Die Frage ist offen, ob sie trotzdem genau so viele Kinder bekommen wie die früheren Generationen. Schon allein daran sieht man, dass man das Elterngeld als familienpolitische Maßnahme heute noch gar nicht statistisch auswerten kann. Man muss erst abwarten, ob es diese Aufholprozesse gibt.
FAZ: Das macht ja Hoffnung, dass wir wenigstens in ein paar Jahren eine Antwort haben.
B.S.: Prizipiell gilt: Wenn eine Familienministerin sagt, sie führt das Elterngeld ein, um eine höhere Geburtenrate zu erreichen, dann muss sie sich auch daran messen lassen. Aber natürlich hängt die Geburtenrate von ganz vielen Faktoren ab. Und deshalb darf man nicht nur aufs Geld schauen. Es gibt viele Faktoren, die die Geburtenrate beeinflussen – manche bringen Eltern eher zum Kinderkriegen, andere schrecken sie ab. Man muss erst die vielen anderen Faktoren herausrechnen und dann schauen, ob der Faktor Elterngeld zusätzlich positiv wirkt oder eben nicht. Erst wenn sich dann herausstellt, dass es keine Wirkung hat, kann man sagen: Es ist für die Katz!
FAZ: Was wirkt denn sonst noch auf die Geburtenrate?
B.S.: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist natürlich ganz wichtig. Wie schnell und ab wann können Kinder in den Kindergarten? Kann man seine gesetzlichen Ansprüche darauf durchsetzen? Wie schwer oder leicht wird es Elterninitiativen gemacht? Außerdem geht es für viele Eltern um die Frage, ob die Betreuung auch nach der Einschulung des Kindes funktioniert. Letztlich wirkt auf die Geburtenrate ein ganzes Geflecht von Einflüssen. Ich bin der Meinung, dass die Betreuungsfrage wichtiger ist als das Elterngeld.
FAZ: Also kriegt Geld doch keine Kinder?
B.S.: Zunächst einmal bin ich der festen Überzeugung, dass die Geburtenrate sehr wohl zu einem gewissen Grad politisch steuerbar ist. Und natürlich kosten auch Krippenplätze Geld. Ich nehme an, das Elterngeld vor allem in der Kombination mit genügend Betreuungsplätzen positiv wirkt. Abgesehen davon ist eine hohe Geburtenrate ja nicht das einzige Ziel des Elterngeldes.
FAZ: Sondern?
B.S.: Die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Viele Frauen wollen schneller in den Beruf zurück. Zudem ist in Zeiten der alternden Bevölkerung beides wichtig: mehr Kinder und mehr Frauen, die im Beruf stehen. Dass es keine Unmöglichkeit ist, beides zu erreichen, sieht man an Skandinavien, aber auch an den Vereinigten Staaten. Dort haben die Frauen im Durchschnitt mittlerweile wieder mehr als 2,1 Kinder, und trotzdem ist die Arbeitsbeteiligung von Frauen höher als hierzulande.
FAZ: Aber in Amerika gibt es doch gar kein Elterngeld, oder?
B.S.: Nein, aber eine deutlich bessere Infrastruktur, was Kinderkrippen, Ganztagsschule, Ferienbetreuung usw. angeht.
FAZ: Was ist also Ihre vorläufige Bilanz zum Elterngeld – abschaffen oder beibehalten?
B.S.: Beibehalten! Und abwarten, ob sich die Wirkung allmählich einstellt. Man kann ja jetzt schon beobachten, dass junge Eltern sich die ersten 12-14 Monate ausschließlich um das Kind kümmern. Aber anschließend gehen meist beide wieder arbeiten. Und so ist es ja auch gedacht. Wenn dies anderen zeigt, wie sich so Familie und Beruf besser verbinden lässt, wird es, da bin ich überzeugt, auch allmählich wieder mehr Kinder geben.
FAZ: Zwischendurch nehmen aber häufig Vater und Mutter gleichzeitig Elternzeit. Kritiker sagen: Für Familienferien auf Staatskosten…
B.S.: Das ist doch alles Polemik! Der Staat kann den Eltern nicht vorschreiben, wo und wie sie ihre Kinder betreuen. Wenn die private Betreuung in Form eines Familienurlaubs geschieht, heißt das ja nicht, dass das Kind schlecht versorgt wäre. Da muss sich der Staat nun wirklich nicht einmischen.
Quellen:
FAZ Interview mit Prof. Börsch-Supan vom 09.07.2012
A Luci-Greulich (2011): “Frauen auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland und Frankreich – Warum es Französinnen besser gelingt, Familie und Beruf zu vereinbaren.“ Bericht für die Friedrich Ebert Stiftung.
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